Manchmal sind Krankheiten und Schäden an Pflanzen kaum sichtbar. Häufiger ist die Schädigung aber in einem Ausmaß vorhanden, daß entweder das optische Erscheinungsbild der Pflanze stark in Mitleidenschaft gezogen wird oder sogar vom Absterben bedroht ist. In diesen Fällen ist es notwendig, mit geeigneten Maßnahmen unerwünschte Einflüsse auf die Pflanzen abzuwehren.
Abhängig von Art und Intensität des Schadens kann auf verschiedene Methoden des Pflanzenschutzes zurückgegriffen werden. Grundsätzlich unterscheidet man biologische, biotechnische, technische und chemische Maßnahmen.
Bevor man aber zu irgendwelchen Maßnahmen oder Mitteln greift, muß die Schadursache eindeutig diagnostiziert werden. Ein Insektizid wird in der Regel nur unzureichend wirken, wenn Spinnmilben zu bekämpfen sind. In vielen Fällen wird sich auch herausstellen, daß keine wie auch immer geartete Bekämpfung möglich ist.
Biologische Schädlingsbekämpfung
Darunter versteht man die Verwendung von Lebewesen (Nützlinge, Gegenspieler, Parasiten), um die Populationen bestimmter Schädlinge oder Krankheiten von Pflanzen auf ein tolerierbares Maß zu reduzieren. Auf diese Weise wird die Population nie ganz vernichtet. Die erste Stufe ist die Förderung heimischer Nützlinge. Seit einiger Zeit gibt es auch künstlich produzierte "Biozide", bei denen Krankheitserreger wie Pilze, Bakterien oder Viren benützt werden, um gezielt bestimmte Schädlinge bekämpfen zu können. Diese Mittel haben in der Regel ein sehr enges Wirkungsspektrum bzw. oder wirken selektiv (z.B. Organismus muß oral aufgenommen werden), dadurch bleibt die Umwelt und damit auch der Mensch völlig unberührt.
Biotechnische Maßnahmen
Diese machen sich die besonderen Kommunikationswege der Zielorganismen zunutze. Dies kann, so wie bei manchen Borkenkäfern oder Schmetterlingen, eine Anlockung in Massenfallen sein, oder wie z.B. bei einem Schädling im Weinbau zu Verwirrung führen, die das Auffinden der Weibchen verhindert und so die Fortpflanzung hemmt (werden häufig in Kombination mit technischen Verfahren verwendet).
Technische Verfahren
Meist altbewährte, teilweise heute noch durchaus aktuelle Maßnahmen.
- Vorteil: ökologisch "rückstandsfrei", keine giftigen Stoffe, meist hoch selektiv (schont alle Nichtzielorganismen!)
- Nachteil: aufwendig, zeitraubend, teuer
Bsp.: Fangbäume oder Fangknüppel gegen Borkenkäfer - diese werden entweder rechtzeitig abtransportiert oder entrindet; das Absammeln von Fichtengallenlausgallen von kleinen Bäumen bei geringem Befall u. dgl.
Chemische Bekämpfung
Unter chemischen Pflanzenschutzmitteln werden in der Praxis nicht selten generell jene verstanden, die durch ihre Toxizität, also durch eine direkte Giftwirkung auf die Zielorganismen einwirken. Außer "Giftstoffen" können chemische Pflanzenschutzmittel auch Lock-, Schreck-, aber auch Hemmstoffe als wirksame Substanz aufweisen.
In ihrer Zusammensetzung sind sich alle chemischen Pflanzenschutzmittel sehr ähnlich. Neben dem eigentlichen "Wirkstoff" sind meist noch zahlreiche Hilfs- und Beistoffe hinzugefügt, welche die Wirkung und Handhabung des Pflanzenschutzmittels verbessern sollen.
Lockstoffe (Pheromone): chemische, der Natur nachempfundene Signalstoffe, die bei einer oder wenigen Schädlingsarten eine bestimmte Verhaltensweise als Reaktion auf diesen Signalstoff hervorrufen. Ausgenützt wird das z.B. bei Pheromonen für Borkenkäfer- oder Schmetterlingsarten für Massenfänge in Fallen.
Schreckstoffe und Ablenkstoffe: sind wie Lockstoffe ebenfalls chemische, der Natur nachgebaute Substanzen, die aber die Pflanze für die Schadorganismen so unattraktiv erscheinen lassen, daß zumindest eine deutliche Fraßreduktion feststellbar ist.
Hemmstoffe: sind Stoffe, die vor allem Insekten in ihrer Entwicklung oder Fortpflanzung hemmen sollen. Manchmal führt das auch zum Tod der Zielorganismen, jedoch wird dieser nicht durch Gifteinwirkung, sondern durch Entwicklungshemmung hervorgerufen.
Beispielsweise verhindern Häutungshemmer die Weiterentwicklung von Larven, indem die Häutung und damit das weitere Wachstum verhindert wird und die Larven dadurch absterben. Solche Mittel wirken sehr selektiv, da orale Aufnahme notwendig ist. Häutungshemmer werden derzeit z.B. bei der Bekämpfung von Kleinschmetterlingen eingesetzt (Kastanienminiermotte, Thujenminiermotte).
Giftstoffe: Die Aufnahme des Wirkstoffes in den Körper eines lebenden Organismus führt bei hinreichender Dosis früher oder später zum Tod aufgrund der toxischen Wirkung.
Charakterisiert werden diese Mittel durch die Persistenz (gibt an, wie lange der Wirkstoff aktiv ist), Toxizität (wie stark das Gift ist, auch Angaben über Gefährlichkeit für Warmblüter) und Selektivität (gibt die Bandbreite an, gegen welchen Organismus das Mittel wirkt; hohe Selektivität heißt z.B., daß ein Mittel gezielt auf wenige Organismen wirkt, die Umwelt wird hier weitgehend geschont).
Nach dem Wirkmechanismus unterscheidet man:
- Kontaktgifte: schon der Kontakt mit dem Mittel reicht aus, um beim Zielorganismus die gewünschte Wirkung zu erreichen
- Atemgifte: das Mittel muß über die Atemwege aufgenommen werden
- Fraßgifte: der Schädling muß das Gift aktiv durch Nahrungsaufnahme zu sich nehmen, diese Giftstoffe sind am meisten selektiv.
Die wichtigste Unterscheidung für den Anwender ist die Einteilung der Mittel nach den damit bekämpfbaren Organismen. Hier werden folgende Gruppen unterschieden:
- Insektizide: gegen Insekten (Käfer, Schmetterlinge, Läuse, ...)
- Akarizide: gegen Milben und sonstige Spinnentiere
- Fungizide: gegen schädliche Pilze
- Rodentizide: gegen Nagetiere (Ratten, Mäuse,-...)
- Herbizide: gegen schädliche Pflanzen (Unkräuter, Gräser, Stauden, ...)
- Moluskizide: gegen Schnecken
- Nematizide: gegen Fadenwürmer
Hat man nun einen Schädling auf seinen Pflanzen festgestellt, so sollte man zunächst versuchen, diesem Problem mit technischen, biotechnischen oder biologischen Mitteln zu Leibe zu rücken. Vielfach reichen diese umweltschonenden Methoden aus, um gröberen Schaden an den befallenen bzw. noch unbefallenen Pflanzen zu verhindern. Ist der Griff zu einem klassischen giftstoffhaltigen Mittel unerläßlich, sollte die Wahl immer auf das geringste "Übel", ein möglichst selektives, nützlings- und bienenschonendes Präparat fallen.